1920s Berlin
Bibliografie
Einblicke in diesen Wunderschönen Bildband
Beschreibung des Verlages
Die 1920er-Jahre sind Berlins goldenes Jahrzehnt. Das Nachkriegselend wollen sie vergessen machen, bevor sich nach einem kurzen Intermezzo Wirtschaftskrise und Nationalsozialismus Bahn brechen. Berlin erfährt in den 1920ern einen ungeheuren Modernisierungsschub und ist plötzlich eine moderne, rasante Weltstadt, die nicht mehr schlafen geht und zum ewigen Sehnsuchtsort hedonistischer Fantasien wird: Vom Alexanderplatz fährt eine Straßenbahn zur Milchstraße, vor expressionistischen Gemälden fliegt dem Bürger der Hut vom Kopf und in den Nachtklubs gibt man sich sexueller Anarchie und kultivierten Koksneurosen hin. Berlin erlebt eine kurze Zeit der kulturellen Blüte, des intellektuellen Reichtums und der exzessiven Lebensfreude. In den Jazzbars, dekadenten Kabaretts, überfüllten Kinosälen und Tanzlokalen pulsiert das Leben, rasende Reporter schreiben es mit, Zeitungsjungen schreien es heraus, erschöpfte Nachtschwärmer erzählen es ihren Psychoanalytikern. Sensation jagt Sensation, Männer lieben Männer, Frauen lieben Frauen, rauchen, trinken, tragen Haare und Röcke kurz und verdienen eigenes Geld. Fritz Lang dreht Film um Film, Siegfried Kracauer studiert Ladenmädchen und die neue Angestelltenkultur, Immobilienspekulanten werden reich, Glücksritter arm, Franz Hessel flaniert, die Leuchtreklamen flackern, und die S-Bahn singt ein Lied dazu.
Dieser Band wirft Schlaglichter auf herausragende Werke aus Architektur, Malerei, Bildhauerei, Film und Fotografie, darunter die Bauprojekte des Architekten Peter Behrens für den Alexanderplatz, Otto Dix’ Bildnis der Journalistin Sylvia von Harden im Stil der Neuen Sachlichkeit, Lotte Jacobis Fotografien, die Fotocollagen Hannah Höchs oder Josef von Sternbergs Der blauer Engel mit Marlene Dietrich. Ein Feuerwerk der Kreativität, des Eigensinns und der Vielfalt, das schon bald verlöschen sollte.
Über die Mitwirkenden
Rainer Metzger
Rainer Metzger studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Deutsche Literatur in München und Augsburg. Er promovierte 1994 über Dan Graham und war Kunstkritiker bei der Wiener Zeitung Der Standard. Er verfasste zahlreiche Kunstbücher, darunter Bände über Van Gogh und Chagall. Seit 2004 hat er einen Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Kunstakademie Karlsruhe inne.
Meine Gedanken zu diesem Wunderschönen Bildband
Tanz auf dem Vulkan
Zwischen Dr. Caligari und Hitler – Berlin in den Goldenen Zwanzigern
Dieser Wunderschöne Bildband nimmt uns mit in die "Roaring Twenties", die wilden zwanziger Jahre in Berlin. Genau genommen waren es gut 14 Jahre, vom 9. November 1918, der Ausrufung der Republik bis zum Beginn der Nazi-Herrschaft am 30. Januar 1933. Eine Periode, in der der Mief des Kaiserreiches abgestreift wurde und alles Neue ausprobiert wurde, vor allem dort, wo der Kaiser einst regierte: in Berlin.
Die Stadt erlebte in den 1920er Jahren eine Blütezeit der Kunst, Kultur, Wissenschaft und Technik. Die Veränderung zeigten sich in Malerei und Literatur, Fotografie und Film, Architektur und Theater. Die Moralvorstellungen veränderten sich, die Sitten verlotterten. In Berlin regierte die Dekadenz, "die Perversionen unbeschreiblich". Homosexualität wurde, trotz § 175, geduldet, der Drogenkonsum feierte eine erste Blütezeit.
Zwei Drittel dieses Buches zeigt uns Beispiele für diese Entwicklungen aus Malerei und Bildhauerei, Architektur und Städtebau, Technik, Film und Fotografie. Hier finden sich Werke von Max Liebermann, Max Pechstein, Ludwig Mies van der Rohe, Max Beckmann, Hans Arp, Hannah Höch, Käthe Kollwitz, Otto Dix, Fritz Lang, Josef von Sternberg und Erich Mendelsohn aber auch zahlreiche jedenfalls mir zuvor nicht bekannter Protagonisten.
Ich finde, dieser Wunderschöne Bildband ist ein Muss für jeden, der diese Stadt liebt und sich mit seiner Geschichte beschäftigen möchte.