Das unbekannte Ruhrgebiet
Bibliografie
Beschreibung des Verlages
Das klassische Revier der Zechen und Hochöfen gibt es nicht mehr. Stahl wird nur noch in Duisburg gekocht, Kohle nur noch in Bottrop gefördert. Ende 2018 ist dann endgültig Schicht im Schacht. Längst hat sich das Ruhrgebiet gewandelt und eine veränderte, selbstbewusste Identität gebildet. Der Stolz auf die große Montan-Vergangenheit bleibt, doch der Blick richtet sich nach vorn. Auf alten Flächen, oft direkt neben den Denkmälern der Industriekultur, ist eine neue Vielfalt entstanden. Stadtquartiere und Gewerbeparks gehören dazu, international bekannte Festivals, wie die Ruhrtriennale, das Klavierfestival Ruhr oder die Extraschicht Ruhr. Aber auch Kreativwirtschaft und Hightech-Firmen haben sich angesiedelt.
Im Ruhrgebiet gibt es wieder viel zu entdecken. Dies zeigen die faszinierenden Aufnahmen der Fotokünstler, die bekannte Orte in ganz neuem Licht erscheinen lassen, zum unbekannten Ruhrgebiet eben. Eingeleitet werden die einzelnen Kapitel von kurzen Gedanken zum Ruhrgebiet von Diether Krebs bis Hanns Dieter Hüsch.
Rolf Kiesendahl und Hans-Peter Noll sind beide Kinder dieser Region und kennen sich bestens aus zwischen Moers und Bergkamen.
Über den Verlag: Ellert & Richter Verlag
Meine Gedanken zu diesem Wunderschönen Bildband
»Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
schon angezünd’t, schon angezünd’t.
Schon angezünd’t! Das gibt ein’n Schein,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.«
(Das Steigerlied)
Es ist 35 Jahre her. Ich bin für meinen ersten Arbeitsplatz nach dem Studium Anfang der 1980er Jahre aus dem Ruhrgebiet nach Mannheim gezogen. Nachdem ich dort 2, 3 Jahre gewohnt habe, hatte ich einen kleinen Freundes- und Bekanntenkreis. Mit einem meiner Freunde (der stammte aus Ostfriesland) bin ich mit ihm in seine Heimat gefahren und auf dem Weg dorthin machten wir einen Abstecher in meine Heimatstadt Hattingen im Ruhrgebiet. Ich zeigte ihm die Stadt und das Hinterland Richtung Wuppertal mit viel Feldern, Wäldern und Natur. Mein Freund Berndt kam aus dem staunen nicht heraus. Eine so schöne Gegend. Das hatte er im Ruhrgebiet nicht erwartet. Er konnte nicht verstehen, dass ich von dort weggezogen und in eine solche Industriestadt wie Mannheim gezogen bin.
Noch in den 1960er Jahren konnte man im Ruhrgebiet oftmals die Sonne nicht sehen, weil ein grauer Schleier sich davor schob. Und Nachts erhellte der Abstich der Hochöfen und Stahlwerke die Szenerie, insbesondere in der Nähe der Hütten- und Stahlwerke. Das hat sich seit Anfang der 1960er Jahre aber noch stärker seit dem Strukturwandel beginnend in den 1980er Jahren radikal geändert. Das Ruhrgebiet ist ein Ort der Überraschungen. Die jahrzehntelang von Zechen und Schloten geprägte Landschaft zwischen Ruhr und Lippe, von Duisburg bis Hamm, ist heute ein vitaler Wirtschaftsraum mit einer Lebensqualität, die national wie international kaum einen Vergleich zu scheuen braucht.
Dieser Wunderschöne Bildband gibt einen Eindruck von der Vielschichtigkeit der Region, die sich längst nicht mehr auf den Nenner von Kohle, Stahl und Werkssiedlungen bringen lässt. Das Ruhrgebiet ist wie ein unerforschter Kontinent, unglaublich vielseitig, voller Wechsel und Dynamik. Selbst der Einheimische kennt nicht alles. Auch für mich als »Emmigrant« ist es bei den seltenen und meist kurzen Besuchen in der alten Heimat kaum möglich, mit den Veränderungen Schritt zu halten.
Wusstest Du, dass mehr als 40% der Fläche des Ruhrgebietes landwirtschaftlich genutzt wird? Oder das fast 20% der Fläche mit Wald bedeckt ist? Die Förderung der Steinkohle hat keine Bedeutung mehr. Die Stahlproduktion gibt es nur noch in Duisburg, wo die Hochöfen direkt neben dem Binnenhafen stehen. Der Wandel der Region geht weiter. Das Ruhrgebiet ist nicht nur ein lohnendes Ausflugs- und Reiseziel, sondern auch für Unternehmen und besonders für junge Menschen und Startups eine attraktive, aufstrebende und faszinierende Region.
Dieser Wunderschöne Bildband präsentiert eine Vielzahl brillanter Fotografien aus dem Ruhrgebiet: Naturlandschaften, Kulturlandschaften, Industrielandschaften, Flusslandschaften, Innenstädte, moderne Architektur, zeitgenössische Kunstwerke, z.T. mitten in der Landschaft, moderne und historische Sakralbauten, Tempel des Sports und der Kultur, Klöster und Schlösser und vieles mehr. Bei diesem Buch - leider muss ich da jetzt sentimental werden - geht mein Herz auf. Einfach großartig gemacht!