Streetart in Germany
Bibliografie
Beschreibung des Verlages
Wer mit wachen Augen durch die Stadt streift, kann allerorten Kunst entdecken. Hier wurde ein Hydrant, ein Mülleimer oder ein Baum mit einfachen Mitteln in eine skurrile Figur verwandelt, dort prangt ein großes Graffiti an einem Brückenpfeiler, da hat einer ein Werbeplakat ironisch »uminterpretiert«. Streetart-Künstler nutzen die urbane Infrastruktur als Leinwand und beweisen oft enormen Einfallsreichtum und großes künstlerisches Talent. Die Facebook-Seite »StreetArt in Germany« präsentiert seit 2011 Bilder der beeindruckendsten, schönsten und verrücktesten Kunstwerke im öffentlichen Raum und begeistert damit rund eine Million Fans weltweit – es werden immer mehr. Auch die Streetart-Szene wird rasend schnell größer, viele Künstler sind bereits landesweit und international bekannt. Dieses ungewöhnliche, zweisprachige (deutsch / englisch) Bilderbuch versammelt die besten Bilder der Facebook-Seite sowie weiteres, exklusives Bildmaterial von Straßenkunst: manchmal lustig, manchmal schräg, oft gesellschaftskritisch und immer überraschend.
Meine Gedanken zu diesem Wunderschönen Bildband
Streetart-Künstler nutzen die urbane Infrastruktur als Leinwand und beweisen oft enormen Einfallsreichtum und großes künstlerisches Talent. Doch Streetart ist vergänglich und viele Werke nur wenige Tagen oder Stunden »am Leben«, bevor sie wieder entfernt oder übermalt werden. Zumindest wird der Zahn der Zeit die Kunstwerke von den Wänden oder Böden nagen. Seit dem Jahr 2009 beschäftigt sich Timo Schaal intensiv mit Kunst im öffentlichen Raum und reist - auf der Suche nach großen und kleinen Entdeckungen - mit seiner Kamera im Gepäck durch ganz Deutschland. Innerhalb von zwei Jahren hat er auf seiner Festplatte über 100.000 Streetart-Fotos gesammelt, die er unter dem Namen »Polypix«, vor allem auf der Facebook-Seite »StreetArt in Germany«, alphabetisch sortiert nach Städten von Aachen bis Zwickau.
Dieser Wunderschöne Bildband bietet einen Querschnitt durch das Bildarchiv von »StreetArt in Germany«, zeigt aber auch unveröffentlichte Fotos und stellt eine Momentaufnahme dieser jungen Bewegung dar, die in Deutschland wie überall auf der Welt eine immer größere Bedeutung bekommt. Natürlich kann weder ein Online-Netzwerk noch ein Buch repräsentativ für die »gesamte Streetart« sein. Man kann letztlich nur den Versuch wagen, möglichst viele Facetten zu zeigen und dem Betrachter Lust auf mehr zu machen.
Es gibt Menschen, für die ist Streetart schlicht und einfach: Vandalismus. Besprühte Häuserfassaden und mit Tag-Namen übersäte Bushaltestellen oder Hauseingänge können Stadtbewohner ärgern und kosten viel Geld für die Reinigung. Wie bunt und vielfältig die Streetart-Szene ist, wird dabei leicht übersehen. Längst wird nicht nur gesprayt oder getaggt, wer mit wachen Augen durch die Stadt streift, wird hier einen bestrickten Laternenpfahl sehen oder dort einen Mülleimer mit Krümelmonster-Augen. Man kann das Kunstwerk mit oder ohne Schablone sprayen, man kann es malen, zeichnen, schreiben, plakatieren, stricken, häkeln, fädeln, wickeln, anpflanzen, bauen, basteln, installieren … Es kann politisch sein, anarchistisch, dekorativ, subversiv, kreativ, überraschend, gewollt hässlich oder atemberaubend schön.
Viele Sprüche finde ich besonders kreativ. Sie wabern zwischen Poesie, Philosophie, Anarchie und Blödsinn. »Time does not exist. Clocks exist«, hat jemand in Rostock an eine Wand gesprüht. In einem Berliner U-Bahnhof steht »Art in a frame ist like an eagle in a birdcage«.- »Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein«, sagt ein Streetart-Plakat in Hamburg. In Bielefeld meint ein Künstler verzweifelt: »Es kann doch nicht immer so bleiben!«. Und in Mannheim hat einer beobachtet: »Nazis essen heimlich Döner.« Texte, die in den 80-er Jahren »Sponti-Sprüche« hießen, laufen heute unter Streetart. Nicht jedes dieser Kunstwerke würde man an der eigenen Hauswand haben wollen (manche schon), aber wenn man sie irgendwo in der Stadt sieht, bringen sie einen doch zum Staunen, Grinsen oder Überlegen.
Dieser Wunderschöne Bildband bietet einen breiten und unterhaltsamen optischen Querschnitt des Phänomen Streetart. Für Liebhaber urbaner Kunst genau das Richtige.