Essen.
Geschichte einer Großstadt im 20. Jahrhundert
Bibliografie
Beschreibung des Verlages
Die Dauerausstellung im Haus der Essener Geschichte / Stadtarchiv – „Essen – Geschichte einer Großstadt im 20. Jahrhundert“ – spannt einen weiten Bogen vom Kaiserreich bis heute. Die von Kohle und Stahl geprägte Industriestadt, die 1896 Großstadt wurde, wandelte sich zu einer modernen Metropole des Ruhrgebietes, die 2010 den Titel Europäische Kulturhauptstadt errang. Im Katalog zu dieser Ausstellung werden ausgewählte Ausstellungsobjekte, beachtenswerte Archivalien und hervorragende Fotografien präsentiert. Sie vermitteln einen spannenden und interessanten Überblick über die Essener Geschichte der letzten 100 Jahre, bei dem die politische Entwicklung mit ihren zahlreichen Umbrüchen ebenso Beachtung findet wie die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Stadt.
Meine Gedanken zu diesem Wunderschönen Bildband
Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, aber nicht in einer der großen Städte, wie Dortmund, Bochum oder Essen, sondern am Südrand, in einer mittleren Stadt, in Hattingen, südlich von Bochum und südöstlich von Essen. Meine Mutter ist regelmäßig mit uns Kindern nach Bochum einkaufen gefahren, aber wenn sie das gewünschte dort nicht fand, vor allem vor Weihnachten, ist sie mit uns nach Essen gefahren. Für mich war Essen in meiner Kindheit vor allem eine Einkaufsstadt mit dem Bahnhofsvorplatz (heute Willy-Brandt-Platz), Kettwiger Straße, Kennedyplatz, Limbeckerplatz, ein großes Lichtermeer. Am Wochenende sind wir dann und wann auch an den Baldeneysee gefahren - ein wunderbarer Ort zum erholen. Etwas, das es Ende der 1960er Jahre in meiner Heimatstadt noch nicht so gab. Später, etwa Mitte der 1970er Jahre, als mein Interesse für Elektronik erwachte, fuhr ich regelmäßig nach Essen, um dort Teile für mein Hobby zu kaufen. Die Geschichte von Krupp, von Kohle und Stahl lernte ich erst später.
Aber die Wahrnehmung der Stadt Essen von außen war eine Mischung von Wirklichkeit und Klischee. Ihre Entwicklung wurde im 19. und 20.Jahrhundert vom Bergbau und vor allem von Krupp geprägt. Die Stadt feierte sich als »Kanonenstadt« und »Waffenschmiede des Reiches«, und dies blieb in den Köpfen der Menschen haften. Spätere Kampagnen mit Verweisen auf die günstigen Einkaufsmöglichkeiten, die vielen Grünanlagen oder den schönen Baldeneysee änderten nur wenig am Image einer eher unattraktiven Industriestadt. Solche Vorurteile sind langlebig und nur schwer abzubauen.
Dieser Wunderschöne Bildband porträtiert eine Stadt im Wandel über ein ganzes Jahrhundert. Das ausgehende Kaiserreich, der Erste Weltkrieg, die Weimarer Republik, die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen, das Erstärken der rechts-nationalen Kräfte und Machtergreifung 1933 mit ihren Folgen wie Gleichschaltung, Verfolgung der Juden und den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, der für Essen eine flächendeckende Zerstörung von Wohnraum und Industrieanlagen verbunden mit Hungersnot und Demontage großer Krupp-Betriebsteile bedeutete. Dementsprechend ist das »Wirtschaftswunder« der 1950er umso erstaunlicher. Seit den 1960er vollzieht sich im ganzen Ruhrgebiet ein steter Strukturwandel, wodurch die Bedeutung von Kohle und Stahl immer geringer wird. Die Firma Krupp wurde mit Thyssen fusioniert und spielt in Essen keine große Rolle mehr. Für viele Menschen ein heftiger Einschnitt im Leben, wie für die ganze Stadt.
Dieser Band hält diese geschichtlichen Entwicklungen in vielen Bilder fest, ergänzt durch Faksimilen von Plakaten, Ansichtskarten, Stadtplänen, Werbeprospekten, Zeitungen, Grafiken und zahlreichen anderen Dokumenten, sowie informativen Texten. Für mich ist dieser Wunderschöne Bildband ein Stück Nostalgie, auch wenn die Periode, in der ich diese Stadt erlebt habe nur ein Bruchteil, des hier dargestellten Zeitraums ist. Für alle Essener und Bewohner angrenzender Städte eine schöne und informative Lektüre!