Mein Verein für alle Zeit

Als ich 1998 nach Bayern umgezogen bin, war der TSV 1860 München eine feste Größe im Oberhaus des deutschen Fußballs. Der Präsident des Clubs war der legendäre Karl-Heinz Wildmoser, Großgastronom in München, und das Traineramt bekleidete der beinharte Werner Lorant, der die Mannschaft innerhalb von zwei Jahren aus der damals drittklassigen Bayernliga in die 1. Bundesliga brachte (1992 - 1994). Mehr noch. Seine Mannschaft schaffte es, beide Derbys in einer Spielzeit (1999/2000) gegen den FC Bayern München zu gewinnen (1:0, 2:1). Außerdem erreichten sie am Saison-Ende Platz 4 und damit die Champions League Qualifikation. Seitdem ging es abwärts mit den Löwen. Die Affäre um Karl-Heinz Wildmoser, senior und junior um den Bau der Allianz-Arena und der Vorwurf der Bestechlichkeit und als Konsequenz daraus der Rücktritt des Vereins-Präsidenten.

Im selben Jahr stieg die Mannschaft in die 2. Bundesliga ab. Danach brach das Chaos aus. Und ehrlich gesagt habe ich irgendwann aufgehört, mich mit den Löwen zu beschäftigen, obwohl ich im Landkreis München wohne. Diese häufigen Wechsel des Präsidenten und des Trainers und vor allem der offen ausgetragene Streit waren nicht förderlich, die Lage zu stabilisieren. Sportlich kam man nicht über das Mittelmaß der zweiten Liga hinaus. Die Verantwortlichen erhofften sich mit dem Einstieg des jordanischen Investors Hasan Ismaik den Befreiungsschlag. Das Gegenteil war der Fall. Ismaik bewahrte den Verein durch eine Finanzspritze von 18,4 Millionen Euro vor der Insolvenz und erhielt 49% der Anteile. Nach anfänglichen sportlichen Erfolgen kam das Mittelmaß und damit der Streit zurück. Es folgten weitere Präsidenten- und Trainerwechsel. Die Treue der Fans wurde weiter auf die Probe gestellt. Ismaik mischte sich zunehmend in das Tagesgeschäft ein. Das Jahr 2017 war dann das schwärzeste der Vereinsgeschichte seit langem. Sportlich war die Mannschaft von der 2. in die 3. Bundesliga abgestiegen. Das schlimmste aber war, dass der für den Erhalt der Lizenz für die 3. Liga nötige Geldbetrag nicht bis zum Fristende von Ismaik hinterlegt wurde. Das vorläufige Ende des Profifußballs an der Grünwalder Straße.

Kann ein sportlicher Absturz eine Befreiung sein? Anne Wild hat das sofort geglaubt: »Was auch immer jetzt kommt, es kann nur besser werden.« Es wurde besser, so sehen das sehr viele Löwen-Fans. Die Geschichte dieser Wiederauferstehung der einst so stolzen Löwen erzählt Anne Wild in diesem Wunderschönen Bildband. Natürlich sind in dem Buch Spieler zu sehen. Aber: Es ist auch und vor allem ein Bildband über das Gefühl Sechzig. Über großartige Choreographien in der Westkurve des Grünwalders, Menschen, die Stunden vor dem Anpfiff mit ihren Freunden vor »Giesinger Boazn« stehen – und über eine einzigartige Tour über die bayerischen Dörfer. Haben sie an den Aufstieg geglaubt? Nein, sagt Anne Wild. »Man glaubt ja nicht an das große Glück als Sechzig-Fan.« Doch dann war es da, das Glück – und Giesing versank in einer Riesen-Party - die Bilder finden Sie in diesem Band. Und vielleicht ist das der Anfang für eine Rally zurück in die 1. Bundesliga.

Dieser Wunderschöne Bildband fängt diese emotionalen Glücksmomente der Mannschaft und der Fans ein. Ein Muß für jeden Löwen!