Die Haifischinsel
Das erste deutsche Konzentrationslager
Bibliografie
Beschreibung des Verlages
Die Todesinsel – ein trauriges Fiasko
Das Konzentrationslager auf der Haifischinsel vor Lüderitz in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika existierte von 1905 bis 1907, doch seither ist es in Vergessenheit geraten. Tausende Einheimische starben im heutigen Namibia unter lebensfeindlichen Bedingungen. In Lüderitz gibt es weder eine Gedenkstätte noch einen Hinweis auf das Lager, abgesehen von einem Denkmal für den Nama-Kapitän Cornelius Fredericks, der hier 1907 mit zahlreichen Mitgliedern seiner Familie starb. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Campingplatz. Auch in Deutschland sind die Konzentrationslager während der Kolonialzeit nur wenigen bekannt, und kaum jemand weiß, welche Bedingungen hier herrschten.
Ein Kooperationsprojekt des Landesmuseums Hannover und des Instituts für Geowissenschaften der Universität Kiel hatte zum Ziel, an dieses „traurige Fiasko” zu erinnern. Neben der Sammlung von Fotos und anderem Archivmaterial wurde das Gelände mit archäologischen Prospektionsmethoden vermessen. Es ist das erste Mal, dass diese Techniken in einem namibischen Konzentrationslager angewandt wurden. Mit ihrer Hilfe kann eine detaillierte Karte des Lagers erstellt werden, die die schriftlichen Quellen bestätigt und ergänzt. Dieses Buch spürt der Kolonialzeit nach und gibt mit reichem Bildmaterial einen umfassenden Einblick in die deutsche Afrikapolitik zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Über die Mitwirkenden
Katja Lembke
Prof. Dr. Katja Lembke ist Direktorin des Landesmuseum Hannover und Honorarprofessorin an der Universität Göttingen. Als Archäologin war und ist sie in Italien, Syrien und Ägypten tätig. Die dort gewonnenen Erfahrungen wendete sie erstmals in einem zeithistorischen Kontext in Namibia an.
Über den Verlag: Nünnerich-Asmus Verlag
Weitere Dokumente
Meine Gedanken zu diesem Wunderschönen Bildband
Der Versuch der Nationalsozialisten das Judentum vollständig auszulöschen, war das düsterste Kapitel der Menschheitsgeschichte, das durch seine unvergleichliche Grausamkeit, Systematik und das Ausmaß der Zerstörung herausragt.
In den Konzentrations- und Vernichtungslagern wurden Menschen auf grausame Weise misshandelt, ausgehungert und getötet. Die Nazis entwickelten Methoden wie Gaskammern und Erschießungen, um Massenmorde effizient durchzuführen. Der industrielle Charakter dieser Vernichtung ist beispiellos in der Geschichte. Es gab eine buchstäbliche "Fabrik des Todes", in der Menschen auf industrielle Weise ermordet wurden.
Die sorgfältige Dokumentation des Verbrechens diente dazu, die Gräueltaten zu organisieren und sicherzustellen, dass sie effizient durchgeführt wurden. Die Entmenschlichung der Opfer wurde nicht nur physisch, sondern auch bürokratisch umgesetzt.
Die Publizistin Hannah Arendt (1906 - 1975), die 1933 als deutsche Jüdin vor den Nazi floh, schrieb 1951 in dem Buch "The Origin of Totalitarism" (deutsche Version: "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft"): Der Kolonialismus sei grundlegend für die Entstehung des menschenverachtenden Rassismus gewesen und führte zu massenhaftem Mord an Afrikanern. Diese Ideologie, so Arendt weiter, habe man einige Jahrzehnte später auf Europa übertragen, wo Juden das Recht auf ihr Menschsein abgesprochen wurde.
Konzentrationslager waren also keine Erfindung der Nationalsozialisten. Es gab sie bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia. Lange waren sie in Vergessenheit geraten. Aber in den letzten 20 Jahren wurde intensiv an der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels des deutschen Kaiserreiches gearbeitet.
Als mir routinemäßig vom Verlag ein Rezensionsexemplar dieses Titels angeboten wurde, war mir schon klar, dass dies kein "Wunderschöner Bildband" wird, mit Fotos von herrlichen Landschaften, lustigen Katzen oder farbenreichen Gemälden. Der Verlag fragte aber noch mal nach und wollte sicher sein, dass ich diesen Band haben wollte. Sicher nicht, um die Kosten zu sparen. Sie wiesen mich auf verstörende Bilder hin, die mir unter die Augen kommen würden. Und sie sollten recht behalten.
Das Studium dieses Bildbandes ist kein Vergnügen. Es führt uns die Verbrechen des Kolonial-Regimes vor Augen. Der Aufstand der Nama und Herero war eine logische Folge Ihrer Unterdrückung und Ausbeutung. Der Aufstand wurde dann brutal niedergeschlagen, anfangs mit dem Ziel, die Herero vollständig zu vernichten. Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts mit der Rückendeckung des Kaisers.
Dieser Bildband skizziert die furchtbaren Ereignisse jener Jahre mit vielen Details und fotografischen und historischen Dokumenten. Ich finde, es ist die Zeit wert, sich mit diesem Aspekt der deutschen Geschichte zu beschäftigen, auch wenn lustige Katzenbilder mehr Spaß machen.