
Das Universum Leonardo da Vincis
In einer Zeit, in der sich die Wissenschaft vor der Inquisition verstecken musste, forschte er in Kellergewölben. Er studierte die Natur, weil er sie liebte und verehrte. Die Technik der Perspektive hat er wie kein anderer vor ihm perfektioniert:
Leonardo da Vinci, Visionär und Genie, dessen Arbeiten bis heute Ingenieure, Wissenschaftler und Künstler inspirieren und immer wieder von neuem verblüffen, ist die zentrale Figur der Erfindungsgeister. Der unglaubliche Reichtum seiner Schöpfungen – Skizzen, Illustrationen, technische Zeichnungen – stellt die Fachwelt bis heute vor ein Rätsel: Welche kulturgeschichtlichen Einflüsse hat Leonardo da Vinci zusammengetragen, in seinem Erfindungsgeist neu formuliert und selbstbewusst dramatisiert? Wie wirken diese Impulse der Renaissance, die Welt zu vermessen, zu technisieren und in ein Datenkleid zu setzen, bis heute nach? Dieses Buch bietet fundiert recherchierte Antworten auf diese Fragen.
Auf einer Zeitreise in die Antike, in die nomadischen Kulturen des asiatischen Mittelalters und in die frühe Neuzeit stellt Marc J. M. van den Broek Artefakte aus China, Arabien und anderen nicht-westlichen Kulturen da Vincis Werk gegenüber und findet dabei erstaunliche Ähnlichkeiten. Auf dem Wege vergleichender Bildtafeln und Bilderreihen lässt er den Leser Schritt für Schritt an seinen Erkenntnissen teilhaben.
Erfindungsgeister ist ein Kaleidoskop: Mit über 300 Abbildungen und lebhaften Erzähltexten ist es gleichsam ein intuitiv erfassbares Künstlerbuch wie ein facettenreiches Sachbuch, das den Leser durch das Universum Leonardo da Vincis führt.
Wer ist das größte Universalgenie der Menschheitsgeschichte? Eine Mehrheit wird ohne zu zögern Leonardo da Vinci nennen. Der Mann, der die Renaissance wie kein anderer verkörpert. Viele tausend Erfindungen werden ihm zugeschrieben, rund 6.000 Blätter mit fantastischen Skizzen sind erhalten. Und das ist nur die Spitze des Eisberges. Schätzungen gehen davon aus, dass 70 Prozent seiner Aufzeichnungen über die Jahrhunderte verloren gegangen sind. Kardanische Aufhängungen, mobile Behelfsbrücken und den Kettenantrieb soll er erstmals erdacht haben.
Dieses Buch ist nicht nur ein Wunderschöner Bildband mit Abbildungen aus dem reichhaltigen Nachlass des Künstlers und Erfinders. Es ist auch eine reale Detektiv-Geschichten, eine Reality-Crime-Doku um es in heutiger TV-Sprache zu formulieren. Der Autor hat mehr als 100 Erfindungen, die da Vinci zugeschrieben werden, untersucht und konnte ältere Prototypen finden. Teilweise zeigen Leonardos Darstellungen verblüffende Ähnlichkeiten mit Zeichnungen aus dem Mittelalter, dem antiken Griechenland und Rom, dem chinesischen und dem persischen Reich und aus Ägypten. Nicht bedeutende Pionierarbeit zeichnet Leonardo danach aus, sondern die genaue Kenntnis und der kreative Umgang mit bereits entstandenen Erfindungen. Statt Geistesblitze aus heiterem Himmel sind seine Einfälle wohl eher »unter viel Gelächter und Wein« entstanden, und der entscheidende Vorteil gegenüber den Skizzen und Plänen seiner Kollegen besteht womöglich darin, dass Leonardo einfach der bessere Zeichner war.
In lockerem Ton und nicht ohne Spekulation und Selbstbezüge präsentiert der Autor eine Vielzahl von technischen Zeichnungen zu verschiedensten Themen wie dem Schaufelrad, Sichelwagen, Speerschleudern oder Schwimmhilfen (vom Schwimmring bis zum Taucheranzug!). Die Ähnlichkeiten zwischen Leonardos Konstrukten und den Vorgängermodellen bzw. -theorien sind tatsächlich frappierend, wie etwa beim Schaufelrad, wo Leonardo offenbar mehrere ältere Erfindungen kombiniert und daraus etwas Neues geschaffen hat. Allerdings wird man nicht immer nachweisen können, dass Leonardo die hier versammelten schon weit früher oder parallel zu ihm entstandenen Entwicklungen auch wirklich gekannt hat, zumal wenn sie aus Arabien oder China stammen. Gleichwohl, der hochwertige Bildband lädt zum Blättern und Staunen ein.
Dieser Bildband ist ein wunderschönes anregendes Bilderbuch. Man kann sich darin verlieren, vor- und zurückblättern. Es lädt ein zu einer Zeitreise. Man gerät ins Nachdenken und ins Träumen.
Keine Buchbesprechung mehr verpassen.