
Fotograf Heinz Wohner pilgerte zu uralten Eichen und Linden, Mammutbäumen, knorrigen Süntel-Buchen, verwunschenen Ulmen, steinalten Apfel- und Birnbäumen und porträtierte die Seele der eindrucksvollsten Baumgestalten. Erleben Sie die Erhabenheit, zeitliche Entrücktheit und die würdevolle Aura Deutschlands ältester Bäume in einmaligen handkolorierten Schwarz-Weiß-Fotografien. Ein Ausdruck des Gefühls von Verbundenheit und Seelenverwandtschaft.
»Überhaupt liegt in den Bäumen ein unglaublicher Charakter der Sehnsucht, wenn sie so fest und beschränkt im Boden stehen und sich mit den Wipfeln, soweit sie können, über die Grenzen der Wurzeln hinausbewegen. Ich kenne nichts in der Natur, was so gemacht wäre, Symbol der Sehnsucht zu sein« (Wilhelm von Humboldt)
Immer schon haben Bäume eine starke Faszination auf uns Menschen ausgeübt. Wir wissen immer noch so wenig über sie und können sie eigentlich nicht begreifen. Doch scheinen sie uns irgendwie vertraut und suchen ihren Schutz. Wir kommen unter ihrem Blätterdach zur Ruhe und sie öffnen unsere Seele. Der »Baum des Lebens« ist eines unserer stärksten Symbolbilder, in das wir alle unsere Sehnsüchte hineinprojizieren können. Die ältesten und stärksten Bäume wurden früher als Heiligtümer oder sogar Gottheiten verehrt. Auch wenn das nicht mehr üblich ist – die Faszination bleibt. Der erhabenen Ausstrahlung eines fünfhundert oder gar tausend Jahre alten Baum-Methusalems kann sich auch der moderne Mensch nicht entziehen.
Dieser Wunderschöne Bildband zeichnet das Portrait von 120 Bäumen, die zwischen 100 und (geschätzt) weit über 1.000 Jahre alt sind. Es sind Ahorn- und Kastanien-Bäume, Eiben und Buchen, Linden und Ulmen, Pappeln und Weiden, Apfel und Kirsche, Eichen und Kiefern. Der Stammumfang reicht von einem halben Meter bis zu schier unglaublichen 16 Metern! Bei manchen ragt der Stamm hoch in die Höhe und bildet eine geschlossene Krone. Andere sind schon sehr verknöchert und haben ihre besten Tage schon hinter sich. Einige der dargestellten Bäume sind biologisch bereits abgestorben. Sie alle sind im Lauf der Jahrhunderte zu Individuen geworden, zu unverwechselbaren Baum-Persönlichkeiten.
Die Bäume wurden zunächst klassisch analog auf Schwarz-Weiß-Film fotografiert. Die Vergrößerungen entstanden in klassischer Dunkelkammer-Arbeit, um anschließend in allen Details von Hand koloriert zu werden. So ist jedes Bild ein Unikat geworden. Diese extrem aufwendige und diffizile Arbeit führt schließlich zu magischen Bildern, die über das rein Dokumentarische hinausgehen und in ihrer subjektiven Farbigkeit eine ganz persönliche Interpretation des Gesehenen darstellt.
Ich weiß nicht, wann genau die Bilder entstanden sind, aber sicher vor den extrem heißen Sommern der Jahre 2018 und 2019, die viele Bäume nicht überlebt haben. Es wird Zeit, dass wir unsere Wälder schützen und den Klimawandel bekämpfen. Sonst können wir diese alten Bäumen wirklich nur noch in Bildbänden bestaunen!
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